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Prognos Familienatlas 2005

Am 20.01.2005 wurde von der Prognos AG, dem Bundesfamilienministerium und der ZEIT der Prognos Familienatlas 2005 vorgestellt, dabei handelt es sich um eine Bestandsaufnahme der Familienfreundlichkeit in 439 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland.

Vorteil Familienfreundlichkeit

Die demografische Entwicklung in Deutschland rückt als Megathema nicht nur in der Familienpolitik, sondern auch in der Wirtschafts-, Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Mehr Kinder bedeuten mehr Lebensqualität, aber auch mehr Wohlstand und Wachstum für unsere Gesellschaft. Eine nachhaltige und moderne Familienpolitik setzt sich deshalb dafür ein, die Bedingungen so zu verbessern, dass mehr Familien ihre Kinderwünsche realisieren können. Wer langfristig Innovationsfähigkeit und Wachstum sichern will, wer die Potenziale von Familien erschließen will, der ist zudem gut beraten, sich um den Nachwuchs an Erwerbspersonen und besonders an hochqualifizierten Fachkräften sowie um die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Angeboten zur Kinderbetreuung und zur frühen Förderung zu kümmern. Daraus ergeben sich verschiedene Handlungsfelder, die vor allem in ihrer Kombination zielführend sind.

Die wirtschaftliche Zukunft und der Wohlstand der deutschen Städte und Landkreise sowie die Attraktivität der Standorte für Investoren hängen künftig immer stärker davon ab, ob die Regionen jungen Familien ein lebenswertes Umfeld und berufliche Perspektiven anbieten können. Denn ohne junge Familien gibt es keinen Fachkräftenachwuchs, keine neuen Unternehmen, keine Innovationen. Im lokalen und regionalen Umfeld werden die unmittelbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen der Familien bestimmt.

Die Vorteile der Familienfreundlichkeit für die Regionen liegen auf der Hand: Sie sichert in Form erhöhter Attraktivität als Wohnstandort nicht nur kommunale Steuereinnahmen, ein familienfreundliches Umfeld unterstützt überdies bspw. auch die Bestandsentwicklung regionaler Unternehmen durch ein breites Arbeitskräfteangebot und fördert die Innovationsdynamik und Wettbewerbsfähigkeit einer Region, wenn es gelingt, junge Erwerbstätige gut auszubilden oder anzuwerben. Familienfreundlichkeit entwickelt sich zu einem der wichtigsten Standortfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung einer Region.

Darüber hinaus stabilisieren Familien die soziale Mitte unserer Gesellschaft. Als zuverlässige Netze stärken sie den Zusammenhalt, gerade in Zeiten großer Veränderungen. Das Vertrauen, das junge Menschen der lange Zeit totgesagten Institution Familie entgegenbringen, ist groß. Die Mehrzahl der Menschen wünscht sich Kinder.

Dennoch ist Deutschland in der Geburtenentwicklung zum negativen Trendsetter mit der höchsten Kinderlosigkeit weltweit geworden. Die Zahl der Mehrkindfamilien sinkt, vor allem Akademikerinnen bleiben immer öfter kinderlos. Deutschland wird zur kinderentwöhnten Gesellschaft. Die Folge ist ein wenig familienfreundliches Klima, in dem es immer unattraktiver wird, Kinder in die Welt zu setzen. Diesen sich selbst verstärkenden Effekt gilt es zu durchbrechen.

Kategorisierung des Oberbegischen Kreises

Der Oberbergische Kreis wurde in die "Gruppe D" eingestuft.
Gruppe D Indikatoren

Gruppe D: Die "Unauffälligen"

Bei den „Unauffälligen“ handelt es sich um die zahlenmäßig umfangreichste Gruppe, 92 Kreise und Städte mit durchschnittlicher Arbeitslosigkeit, die überwiegend im Norden und Westen der westdeutschen Bundesländer liegen. Verden, Wittmund, Mettmann, Gütersloh, Soest, Kleve und Saarlouis sind Repräsentanten. Großstädte finden sich in dieser Gruppe bis auf wenige Ausnahmen (Stuttgart) nicht.

Diese Regionen ähneln in mancher Hinsicht den klassischen Mittelstandsregionen, der Kinder- und Jugendlichenanteil an der Bevölkerung liegt beispielsweise über dem Durchschnitt, ebenso wie die Anzahl von Familienhaushalten und die Geburtenrate. Cloppenburg etwa besitzt eine sehr positive demografische Entwicklung, einen hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen an der Bevölkerung, was vor allem durch die bundesweit höchste Fertilität von 1,9 begründet ist. Damit fällt der Anteil von Familienhaushalten überdurchschnittlich aus.

In einigen Kreisen und Städten dieser Gruppe – wie etwa wiederum Cloppenburg mit einer Arbeitslosenquote von 6,5 %, einer hohen Ausbildungsplatzdichte und wenig Kriminalität – bietet sich sogar eine ausgesprochen gute arbeitsmarktbezogene Situation. Dennoch fehlen den „Unauffälligen“ die starken Werte der „Mittelständler“ in den Bereichen Arbeitsmarkt und Bildung, Sicherheit und Wohlstand. Der Strukturwandel in diesen Regionen ist stark fortgeschritten, aber er hat die Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt nicht wesentlich verbessert. Während die Betreuungsinfrastrukturen nirgendwo in Deutschland geringer sind, fehlt zudem vor allem ein dynamischer Teilzeitarbeitsmarkt. Die Frauenerwerbsquote ist deshalb ebenso niedrig wie bei den klassischen Mittelstandsregionen.

Während die klassischen Mittelstandsregionen sich noch eine Weile auf ihren funktionsfähigen arbeitsteiligen Strukturen ausruhen können, wird es für die „Unauffälligen“ höchste Zeit, den Wert der Familien und vor allem einer dynamischen Frauenerwerbstätigkeit im Strukturwandel zu entdecken. Das Beispiel Cloppenburg zeigt nämlich auch, dass eine hohe Geburtenrate und eine starke Abwanderung junger Erwachsener wie in vielen Regionen dieser Gruppe Hand in Hand gehen. Wenn junge, gut ausgebildete Menschen trotz relativ guter Rahmenbedingungen ihre Familie nicht in der Region gründen, sondern noch vor Beginn der Familienphase die Region verlassen, werden wichtige Chancen verschenkt. Mittel- und langfristig wird auch hier der Fachkräftemangel – u. a. aufgrund der relativ geringen Frauenerwerbstätigkeit – ein Hauptproblem werden. Um sich erfolgreich den steigenden Herausforderungen zu stellen, sind insbesondere die mangelhaften Betreuungsinfrastrukturen und die Flexibilität des Arbeitsmarktes zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu optimieren. Ein Beispiel für eine Region dieser Gruppe, die die Herausforderung erkannt hat, ist der Landkreis Leer mit seinem lokalen Bündnis, dessen Maßnahmen auf verbesserte Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt fokussiert sind.
Letzte Aktualisierung: 08.06.2006

Quelle:
http://www.prognos.com/
http://www.prognos.com/familienatlas/
http://zeus.zeit.de/2005/04/Familienatlas_neu.pdf