(Auszug aus dem Teilnehmerhandbuch)

TEXTIL AG

Ablauf einer Simulation mit Textil AG


A. Einführung

(Abb: Blick in eine moderne Weberei)

Der Vorstand der bekannten Textil AG, die vor einigen Jahren durch innovative Maßnahmen in der von Krisen geschüttelten Textilbranche auf sich aufmerksam machte, ist aus altersgründen zurückgetreten.

Auf der letzten Hauptversammlung sind Sie von den Aktionären zum neuen Vorstand ernannt worden.

Derzeit werden in der Textil AG 4 Millionen Meter Rohware produziert und zu einem Preis von 5,70 DM pro Meter verkauft, wie aus dem Marktbericht deutlich wird:
 

Marktbericht

Preis (DM/m)

5,70

Absatz (Mio. m)

4,00

Marktanteil (%)

16,67

 

Um einen besseren Überblick über das Unternehmen und seine momentane Situation zu erhalten machen Sie zunächst einen Rundgang durch die Firma. Um den Produktionsablauf besser verstehen zu können, orientieren Sie sich bei diesem Rundgang an der Ablaufstruktur.

Während des Besuches der einzelnen Firmenhallen informieren Sie sich über die wesentlichen Daten.

Sie orientieren sich bei der Besichtigung an folgender Lageskizze:

Rundgang durch die einzelnen Gebäude

1. Lagergebäude/Rohstofflager

Wir beginnen unseren Rundgang im Lagergebäude. Das Gebäude ist zweigeteilt. Einerseits wird hier die fertige Rohware, aber auch die für die Produktion notwendigen Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe gelagert. Wir beginnen unserem Rundgang in dem kleineren Bereich, in dem die Rohstoffe gelagert werden:

Für die Herstellung der Rohware wird Garn benötigt, das auf sogenannten Kreuzspulen geliefert wird. Auf jede Kreuzspule befinden sich 2,5 Kg Garn. Der Preis für eine Kreuzspule liegt derzeit bei 26 DM. Für einen Meter Rohware benötigt man ca. 250 gr. Garn.

Kreuzspule:

Einkaufsrpreis: 26 DM/Spule

Garnmenge: 2,5 Kg

Daraus ergibt sich für eine Produktionsmenge von 4 Mio. Meter:

4 * 0,250 = 1 Mio. Kg Garn

1 / 2,5 = 0,4 Mio. Kreuzspulen

0,4 * 26 = 10,4 Mio. DM

oder 2,60 DM /Meter.

Da die Rohstoffe nur dann gekauft werden, wenn sie auch weiterverarbeitet werden sollen, kommen wir hier mit minimalen Lagerkapazitäten aus, so daß der Großteil des Lagers für die fertige Rohware verwendet werden kann. Daher wollen wir die Lagerkosten am Ende unseres Rundganges im Zusammenhang mit der fertigen Rohware näher betrachten.

Im Lagerbericht finden wir die wichtigsten Informationen über das Material bzw. die Rohstoffe:
 

Lagerbericht

1. MATERIAL

Lagerwert 

(Mio. DM)

Einkaufspreis 

(DM/Spule)

Menge 

(Mio. X-Spulen)

Lageranfangsbestand 

+ Einkauf 

- Verbrauch 

0 ,000 

10 ,400

10 ,400

0 ,00 

26 ,00 

26 ,00 

0 ,00

0 ,40

0 ,40

= Lagerendbestand

0 ,000

0 ,00 

0 ,00

2. Fertigungsgebäude

2.1 Vorwerk

Unser Weg führt uns von dem Rohstofflager direkt ins Fertigungsgebäude. Im Fertigungsgebäude ist das Vorwerk untergebracht. Hier wird das Garn, das sich auf den Kreuzspulen befindet, auf sogenannte Zettelbäume gespult. Dies geschieht mit Hilfe einer Zettelmaschine. Mit einer Abzugsgeschwindigkeit von ca. 1000 Meter/Minute wird das Garn von ca. 500 Kreuzspulen gleichzeitig abgezogen und auf den Zettelbaum aufgewickelt.

Zettelmaschine:

Alter: 3 Jahre

Laufzeit: 10 Jahre

Anschaffungspreis: 1.200.000 DM

Abschreibungsverfahren: Linear

Aus den obigen Daten ergibt sich eine jährliche Abschreibung von 0,12 Mio. DM.

Mit Hilfe eines kleinen Gabelstaplers, einer sogenannten 'Ameise' , werden die Zettelbäume zur Schlichtmaschine transportiert. Um die Kettfäden für den Webvorgang zu stärken und zu glätten werden sie hier im nächsten Vorgang geschlichtet. Gleichzeitig wird hier die für das Gewebe notwendige Anzahl von Kettfäden erzielt. So werden bis zu 7000 Fäden von mehreren Zettelbäumen gleichzeitig abgezogen, mit Schlichteflotte getränkt, getrocknet und auf den sogenannten Kettbaum aufgewickelt.

Schlichtmaschine:

Alter: 3 Jahre

Laufzeit: 10 Jahre

Anschaffungspreis: 1.800.000 DM

Abschreibungsverfahren: Linear

Aus den obigen Daten ergibt sich eine jährliche Abschreibung von 0,18 Mio. DM.

Die Leistungsfähigkeit der beiden Maschinen liegt weit über dem derzeitigen Bedarf, so daß Erweiterungsinvestitionen im Laufe der nächsten Perioden nicht notwendig werden.

Sonstige Betriebliche Aufwendungen:

Weitere (variable) Kosten pro Meter Rohware, die im Vorwerk anfallen, betragen 0,1 DM /Meter. Ferner entstehen im Vorwerk für die Anschaffung von Werkzeugen, Kett- und Zettelbäumen u.a. jährlich Kosten in Höhe von 0,05 Mio DM.

Bei 4 Mio. m produzierte Ware macht dies:

4*0,1 = 0,40 Mio. DM

+ 0,05 Mio. DM

= 0,45 Mio. DM

Diese Kosten erscheinen in der Gewinn- und Verlustrechnung als Teil der "Sonstigen betriebliche Aufwendungen".

Abschreibungen für das Vorwerk:

Da sich das Vorwerk im Fertigungsgebäude befindet, werden für das Vorwerk keine gesonderten Aufwendungen für Abschreibungen berechnet.

2.2 Forschungs- und Entwicklungsabteilung

Im Fertigungsgebäude ist neben dem Vorwerk auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung untergebracht.

Zu Beginn der Simulation ist das Rohgewebe der verschiedenen Hersteller qualitätsgleich. Durch Ausgaben für die Weiterentwicklung und Verbesserung des Produktes kann eine qualitative Differenzierung gegenüber den Erzeugnissen der anderen Unternehmen erreicht werden, was zu Präferenzen der Kunden führt.

Für Produktverbesserungen werden in der Ausgangslösung 0,50 Mio DM pro Jahr ausgegeben.

Technologie

Dabei fallen 0,4 Mio. DM auf technologische Weiterentwicklungen (40 Versuche je 400 Meter monatlich).

Ökologie

Von den 0,5 Mio DM werden 0,1 Mio. DM für ökologische Entwicklungen (z.B. Schlichterückgewinnungsanlage, Einhaltung öffentlicher und behördlicher Auflagen) ausgegeben.

Die Ausgaben sind je nach Höhe und in Abhängigkeit von den Ausgaben der Konkurrenz verkaufsfördernd.

2.3 Weberei

Unser Weg führt uns weiter in die Weberei, die den größeren Teil des Fertigungsgebäudes umfaßt. Hier werden die Kettbäume in die Webmaschinen eingelegt und an die Maschinen geknotet. Mit den Webmaschinen wird dann das Rohgewebe in zwei Bahnen nebeneinander, i. d. R. jedoch einbahnig bis zu 2,80 m Breite gewebt.

Webmaschinen:

In der Ausgangslösung verfügen die Unternehmen über 100 Webmaschinen, die drei Jahre alt sind. Es handelt sich hierbei um Greiferwebstühle, die eine Leistungsfähigkeit von 7,5 m/Std. haben.

Bei einer Laufzeit von 24 Stunden am Tag und 225 Tagen Arbeitszeit pro Jahr ergibt sich damit derzeit eine Produktionskapazität von 100*7.5*24*225 = 4,05 Mio. Meter Rohware.

Webmaschinentyp "Greifer":

Kaufpreis: 100.000 DM

Abschreibungszeitraum: 10 Jahre

Abschreibungsverfahren: Linear

Personalbedarf: 0,7 Mitarbeiter/Maschine

Fertigungskapazität: 7.5 m/Std.

Da 100 Webmaschinen vorhanden sind, werden somit 70 Mitarbeiter benötigt. Auf die Mitarbeiter wird an späterer Stelle noch ausführlicher eingegangen. Der Fertigungsbericht gibt einen Überblick über die momentane Situation:
 

Fertigungsbericht

Fertigung (Mio. m)

4, 00 

Vorhandene Maschinen 

Vorhandenes Personal

100 

70 

Maschinenauslastung (%) 

Personalauslastung (%) 

99, 00 

99, 00 

(Abb: Moderne Greiferwebmaschine der Firma Somet)

Es besteht die Möglichkeit, die Produktionskapazität durch Erweiterungsinvestitionen auszudehnen oder durch Verschrottung von Maschinen (Desinvestition) abzubauen.

Bei einer möglichen Erweiterungsinvestition steht eine leistungsfähigere Webmaschine mit Luftdüsen zur Verfügung. Der Anschaffungspreis beträgt 110.000 DM

Webmaschinentyp "Luftdüse":

Kaufpreis: 110.000 DM

Abschreibungszeitraum: 10 Jahre

Abschreibungsverfahren: Linear

Personalbedarf: 0,5 Mitarbeiter/Maschine

Fertigungskapazität: 12 m/Std.

(Abb: Leistungsstarke Luftdüsenwebmaschine der Firma Sulzer-Rüti)

"Die Luftdüsenwebmaschine verbindet höchste Produktion mit einem Minimum an Fertigungsaufwand. Mit ihren extrem hohen Schusseintragsleistung, dem ungewöhnlich hohem Niveau ihrer zentralen Mikroprozessorsteuerung setzt die vollautomatisierte Maschine neue Maßstäbe in der Luftdüsentechnik. Kurze Umrüstzeiten und der geringe Bedienungs- und Wartungsaufwand erhöhen ihre Wirtschaftlichkeit. Die Maschine wird aufgrund ihrer besonders hohen Leistung in erster Linie zur wirtschaftlichen Herstellung von Standardgeweben eingesetzt. Dabei deckt sie ein breites Artikelspektrum ab." (Auszug aus einem Werbeprospekt der Firma Sulzer-Rüti)




Zuletzt aktualisiert am 17. Februar 2000 von Prof. Dr. A. Liening